Putin nahm sich zunächst die Oligarchen Russlands vor. Und wurde dafür im Westen nicht etwa gefeiert, sondern verteufelt. In Russland, so war zu vernehmen, herrsche eine Korruptionskultur und das Land sei noch nicht bereit für echte Demokratie. Die Tatsache, dass Putin gerade dabei, die größten Oligarchen gerade wegen Korruption die Fäden aus der Hand zu nehmen, fiel nicht ins Gewicht. Putin realisiere einen "Mafia-Kapitalismus" hieß es. Der aber ließ sich nicht beirren.
Spätestens zu Weihnachten 2005 hatte Putin im Westen endgültig verspielt. Kurz vor dem Fest verkündete der Präsident, dass ein weiterer Ausverkauf der russischen Öl- und Gasgesellschaften mit ihm nicht zu machen sei. Seine Pläne nannte er "in voller Übereinstimmung mit russischem Recht" und holte sich Juganskneftegas, das zum Ölkonzerns Yukos gehörte, kurzerhand zurück.
Das Geschrei und die Drohgebärden im Westen waren groß. Immerhin torpedierte Putin mit seinem Vorstoß die weitere Privatisierung Russlands durch westliche Konzerne und Investoren. So etwas hatten die "Chicago Boys" bislang noch nicht erlebt. Erhobene Zeigefinger zeigten bei Putin ebenso wenig Wirkung wie offene Drohungen und stornierte Kredite.

Artikel, "Feindbild Putin: Der Mann, der zu viel wusste", Online-Portal "der spigelfechter", 22. Spt. 2016